#29 Das unendliche Spiel
1. Die wichtigsten Erkenntnisse in 1 bis 3 Sätzen In der Unternehmenswelt ist der Blick auf den kurzfristigen Erfolg gefährlich. Wir sind nicht beim Fußball mit eindeutigen Rahmenbedingungen und dem Ergebnis „Einer gewinnt – einer verliert“, sondern müssen langfristig, generationenübergreifend denken. Das Buch ist eine Weiterführung und Vertiefung von „Finde Dein Warum“. Das Warum oder besser die Berufung (the Just cause, wie es im Original heißt) dient als Leitlinie und Handlungsschnur in schnelllebigen und unsicheren Zeiten.
2. Was kannst Du für die Praxis rausziehen • Was bedeutet Führung? Mein erster Lieblingssatz im Buch: Du hast nicht die Verantwortung für die Sache, Du hast die Verantwortung für die Menschen, die die Aufgaben erfüllen: (you are not in charge you are responsible for those who are in charge). Aber so oft werden Mitarbeiter befördert, weil sie gut sind in dem was sie tun – Könner ihres Fachs sind – ohne zu lernen, wie Führung funktioniert. Deshalb sind sie nur Manager und nicht Führungskraft. Wichtig, wenn Kanzleien oder Unternehmer Mitarbeiter aus den eigenen Reihen zu Teamleitern machen oder Partner werden: gönnt Euch ein Führungskräftetraining, besser noch bevor der- oder diejenige befördert wird. Der beste Bilanzierer ist nicht automatisch der beste Teamleiter.
• Mein zweiter Lieblingssatz: Es sind nicht die Mitarbeiter, sondern die Führungskräfte die den Unterschied machen. Die Geschichte von Noah im Four Seasons in Las Vegas: Ich liebe meine Arbeit, denn die Manager fragen mich Tag für Tag: Was können wir tun, damit Du Deinen Job besser machen kannst. Vorher war er im Cesars Palace, hier haben die Manager darauf geachtet, dass alle ihren Job richtig machen und wenn nicht, wurde man kritisiert und die Fehler aufgezählt. Wenn Du die richtige Umgebung schaffst, bekommst Du Mitarbeiter wie Noah. • Die 5 Bestandteile einer Berufung – da kann jeder für sich selber mal nachdenken. o Für etwas – bestätigend und optimistisch o z.B. statt „wir bekämpfen die Armut“ „Wir kämpfen für das Recht jedes Menschen, sich und seine Familie selbst ernähren zu können“ o Miteinbeziehend – offen für alle die dazu etwas beitragen möchten o Bsp. Sweetgreen salads „to inspire healthier communities by connecting people to real food“ o Serviceorientiert – der übergeordnete (primary) Nutzen der anderen steht im Vordergrund o Wichtig das Wort Übergeordnet. Serviceorientierung bedeutet nicht Wohltätigkeit o Belastbar – fähig, politische, technologische und Kulturelle Veränderungen auszuhalten o Idealistisch – weitreichend, gewagt und absolut unerreichbar Ich habe mein Why und meine Berufung mal versucht zu formulieren Mein persönliches Warum: Freude und Inspiration in das Kanzleileben von Steuerberatern zu bringen, damit sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitern entspannter ihre Ziele erreichen. Meine Berufung: Zeigen, dass SteuerberaterInnen das Know How und die Fähigkeiten haben, um wunderbare Gesprächspartner für UnternehmerInnen zu sein, damit sie ihr eigenes Unternehmern nachhaltig voranbringen.
• Lazy Leadership – bequemer Führungsstil Wenn Probleme auftauchen, die Leistung einzelner nicht passt, Fehler gemacht werden, werden Prozesse installiert, um diese auszumerzen, statt die Mitarbeiter dabei zu unterstützen, es besser zu machen. Letztendlich sind Prozesse objektiv und zuverlässig. Es ist einfacher, einem Prozess zu vertrauen als einem Menschen. Da kenne ich viele Beispiele aus Kanzleien, z.B. weil ein Einzelner immer zu spät kommt, wird die Stechuhr eingeführt / wegen Einzelfällen wird die Prozess-Checkliste aufgebläht / die Produktivitätskennzahl, nach der die Mitarbeiter dann ihre Zeiterfassung ausrichten. Idee „Der Sinn-Workshop“: jeder Mitarbeiter schreibt drei Dinge auf, die aus seiner Sicht keinen Sinn machen. Alles wird an die Wand gepinnt und dann besprochen. • Ethisch Handeln Idee: der ökologische Fußabdruck des Unternehmens bzw. die CO2-Bilanz mit dem Mandanten besprechen bzw. den der Kanzlei berechnen. Für den persönlichen Fußabdruck gibt es Rechner, http://www.footprintcalculator.org/, z.B. www.mein-fussabdruck.at Das könnte man mal im Team besprechen. • Der Herausforderer – worthy rival Betrachte einen Konkurrenten nicht als Gegner, sondern Herausforderer der Dich dazu bringt, Dich selbst zu verbessern. Für mich sind das die besonders kritischen Kunden. Im ersten Moment verdrehe ich die Augen „Was will der/ die denn schon wieder“, doch dann frage ich mich, was ist dran an der Forderung. Könnte das für andere auch spannend sein, was kann ich tun, um eine Verbesserung in diesem Sinne und für alle zu erreichen. Für Steuerberater: die Anbieter von Cloud-Lösungen für Buchführung als worthy rival betrachten. Was können wir lernen, warum entscheiden sich Mandanten für die DIY Lösung?
**3. Das beste Beispiel / die beste Geschichte ** • Beispiel, das die Einstellung bebildert: Microsoft vs. Apple. Das „neue“ Zune von 2006 war die Antwort auf Apples iPod. Nach einer Rede hat er das Zune geschenkt bekommen und war begeistert. Als er kurz darauf dem Apple Chef erzählt hat, wie viel besser das Zune ist als der iPod war die Antwort „Ganz sicher ist das so“. Umgekehrt hätte der Microsoft Chef sofort versucht, herauszufinden, was das Ding kann wie es aussieht was es besser macht um es dann noch mal zu übertrumpfen. • Beispiel Victorinox, das Schweizer Messer, hatte massive Umsatzeinbrüche als Messer nach 9/11 als Handgepäck verboten wurden. Statt Kosten zu reduzieren und Mitarbeiter zu entlassen, neue Produkte entwickelt und Märkte erschlossen „We do not think in quarters. We think in generations“. • Deja-vu: sowohl das Negativ-Beispiel von GE Jack Wells und Wells Fargo sind hier ebenfalls Thema – so wie bei Frank Dopheides Buch, das ich im letzten Podcast besprochen habe • Er bringt zu allen Themen zahlreiche Beispiele, viele davon sind allerdings schon sehr alt und oft zitiert (z.B. Kodak)
- Was siehst Du kritisch? Das Konzept des Infinite Game ist die hohe idealistische Schule. Es gibt zwar viele Beispiele, doch mir fehlen die konkreten Umsetzungsideen. Wer „Start with Why“ von 2011 und „Leaders Eat Last“ von 2017 kennt, hat die Botschaft längst vernommen.
- Was hat Dich zum Lachen gebracht Nichts dabei
6. Was war neu für Dich Die eine oder andere Geschichte, aber nichts was mich „elektrisiert“ hat **
- Warum muss man dieses Buch gelesen haben – oder auch nicht**
Wer Frage immer erst Warum und Gute Chefs essen zuletzt gelesen hat, findet hier keine großartig neuen Gedanken. Wer Sinek noch nicht gelesen hat, hat hier quasi das 2 in 1 Buch. Als Auffrischung oder Vertiefung ansonsten gut geeignet, was allerdings fehlt sind praktische Umsetzungsideen. Ist also eher ein Nachdenk- als ein Nachmachbuch.
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